Ganz viel Textbericht und ein paar Bilder

Heute ist unser erster „Arbeitstag“. Bisher habe ich noch immer nicht von unserer Ankunft berichtet, daher hole ich das nun nach. Danach folgen ein paar Bilder zum sonntäglichen Familien-asado.

Nachdem wir Freitag also von Jorge und Mirta vom Flughafen abgeholt wurden, sind wir zunächst zu deren Haus gefahren. Anna musste erst einmal laut loslachen, als Jorge an der ersten roten Ampel abbremste – alle anderen Autos aber einfach weiterfuhren, woraufhin auch Jorge wieder Gas gab. Das Ignorieren der roten Ampel setzte sich fort. Auf dem Weg zu Jorges Haus kamen wir an wirklich ärmlichen aussehenden Vierteln vorbei, da wurde mir doch erst einmal ein wenig mulmig. Die Häuser waren mehrstöckig und teils ohne Außenwände. Am Straßenrand sahen wir einmal einen Stand riesiger Wassermelonen, so eine müssen wir unbedingt noch erwerben. Kurze Zeit darauf wurden die Häuser kleiner, aber nicht weniger brüchig. Zu meiner großen Verwunderung gab es zwischendrin immer wieder neue, moderne Häuser, die so gar nicht in das Bild zu passen schienen. Selbst die Nachbarschaft unseres Zielortes sah mir nicht so recht vertrauenerweckend aus – bis wir die Hauptstraße verließen und man plötzlich das Gefühl hatte, in Zehlendorf angekommen zu sein. Als wir kurz darauf das Haus betraten, war ich auch sofort vom Innenleben begeistert: Es war wundervoll eingerichtet und der Garten – ein Traum. Zu unserer Überraschung gehörte gleich noch ein zweites Haus am anderen Ende des Gartens dazu, das allerdings eher als eine Art Atelier und Abstellkammer diente (drinnen waren wir nicht, so wurde uns nur erzählt). Ein paar Fotos aus dem Garten konntet ihr ja bereits sehen.

Nachdem wir also angekommen sind, gab es Tee, Unterhaltungen und ein paar Sandwiches  de Miga zu essen. Sandwiches de Miga sind extrem dünne Toastscheiben (vom „Pan de Miga“), drei Scheiben aufeinandergestapelt, mit Käse, Schinken und Tomate oder Salat – und ohne Kruste. Am nächsten Tag haben wir uns eine Box davon im Supermarkt geholt, weil sie echt lecker sind. Ich habe mal meinen Finger danebengehalten, damit man sieht, wie dünn die einzelnen Scheiben wirklich sind.

Sandwich de Miga

Etwas später gab es Mittag, dort wurden uns „Empanadas cordobesas“ sowie eine Art türkische Pizza mit Salat serviert, dazu „Picada“ – eine Art Tapas, also diverse Kleinigkeiten wie Chips, Käse, Salami und Oliven. Für Anna gab es außerdem noch ein argentinisches Bier 😀

Empanadas cordobesas

Nach dem Mittagessen ging es Richtung Innenstadt, um einmal das Krankenhaus kennenzulernen, in dem sich das Lab von Jorge befindet (und damit auch unser Arbeitsplatz). Wir sind über die Autobahn gefahren (man zahlt dort beim Auffahren auf die Autobahn eine Gebühr und interessanterweise auch zwischendrin nochmal, wenn man den inneren Stadtbereich erreicht) und haben einen beeindruckenden ersten Eindruck von der Weite Buenos Aires erhalten. Überall gab es riesige Häuser, zwischendrin wurden weitere riesige Häuser gebaut – ich fragte mich, wo denn der Platz für diese weiteren Häuser herkommt, weil es wirklich bereits unglaublich voll wirkte. Da wir gestern noch einmal über die Autobahn fuhren, konnte ich noch ein paar Fotos machen (sie sind vielleicht nicht so richtig spannend, aber ich finde die Aussicht und die enorme Größe der Stadt einfach beeindruckend). Vom Lab werden sicher auch noch Fotos folgen. Etwas überrascht war ich, dass an der ersten großen Straße bereits Kinder „bettelten“, indem sie versuchten, den Autofahrern an der Ampel etwas anzudrehen. Damit hätte ich vermutlich rechnen sollen, aber da man bei uns so etwas kaum sieht, war es wirklich ungewohnt.

Das Lab befindet sich in einem Krankenhaus, das aussieht wie aus einem schlechten Horrorfilm – mit einem ganz eigenen Charme. Im Krankenhaus werden die Studenten ausgebildet und entspricht wirklich keinem Krankenhaus von europäischem Standard. Auch das Lab wirkt sehr alt, aber trotzdem auf seine eigene Art gemütlich.

Nach einem kurzen Besuch ging es dann weiter zu unserem Appartment (es war mittlerweile halb 5), das wir dann beziehen konnten. Obwohl wir im Vorhinein Fotos gesehen hatten, waren wir doch überrascht – es sah viel besser und geräumiger aus, als wir erwartet hatten. Nur das Bad hat genau den Charme, den ich von den Fotos erwartet hatte – nämlich gar keinen, zumindest für mich (Anna findet es wohl irgendwie cool).

Am Abend haben wir dann noch Findet Nemo auf Spanisch angemacht (es gibt hier tatsächlich den Disney Channel :D), allerdings habe ich nicht mehr viel von mitbekommen, ich war sooo müde. Um 2 Uhr nachts war ich wieder wach (pünktlich 6 Uhr deutsche Zeit!), habe mich aber diesmal geweigert, wach zu bleiben – und bin dann wieder um 6 (argentinische Zeit) aufgewacht. Das mit um 2 und um 6 Uhr wach werden hat sich die letzten Tage weiterhin durchgesetzt. Da Anna doch etwas länger schläft, habe ich morgens schön Zeit, in Ruhe einen neuen Eintrag zu verfassen und die Fotos vom Vortag durchzugehen 😉

Gestern waren wir noch einmal bei Jorge zu Hause, um am Familien-asado – also dem sonntäglichen Grillen – teilzunehmen. Wir wurden von Gaston, dem Sohn der Familie, abgeholt und sind das erste mal mit öffentlichen Verkehrsmitteln gefahren, nämlich mit dem Bus und der Bahn. Während das Busticket rund 2,7 Pesos kostet, ist die Bahnfahrt mit 1,7 Pesos wirklich unglaublich günstig (das sind rund 15 Cent). Man bezahlt bevorzugt mit einer aufladbaren „Prepaid“-Karte, die man beim Betreten des Busses einfach nur an den „Ticketautomaten“ hält. Scheinbar ist die Bahnfahrt nicht so sicher, da es immer wieder Zugunglücke gibt, aber wir kamen gut an. Etwas irritierend und irgendwann auch sehr nervig waren die Verkäufer, die hochfrequentiert durch die Wagen gingen, um (jeder etwas anderes, es kommt wohl darauf an, etwas einzigartiges zu präsentieren) Schokolade, Rätselhefte, Ausmalbücher usw. zu verkaufen.

Bei Jorge angekommen, lernten wir eine der beiden Töchter kennen, sowie den Vater von Jorge (ein unglaublich sympatischer und lebensfroh wirkender Mann) und die Mutter von Mirta. Es gab diverses Grillfleisch (Mjam!) und natürlich auch wieder Picadas. Anschließend fuhren wir noch zu einem Eisgeschäft, wo man Eis im riesigen Kilo-Bottich kaufte (ich habe gestaunt als hätte ich noch nie Eis gesehen), das gab es dann natürlich auch noch zu essen. Während Anna sich von Paula, der anwesenden Tochter, erklären lies, was wir alles unbedingt sehen müssen, habe ich Kung Fu Panda im Fernsehen gesehen 😀

Am späten Nachmittag ging es dann wieder nach Hause, diesmal im Auto. Ich war so müde, dass ich auch ziemlich bald einschlief – und damit war der Tag vorbei.

Noch ein kleiner Einschub zu den Nahrungsmitteln, die wir hier im Supermarkt gekauft haben: Ich liebe das Müsli! Es sieht zwar aus wie Trocken-Hundefutter, aber es schmeckt unglaublich gut. Suspekt ist allerdings, dass Limonaden ohne Kohlensäure sind. So haben wir diese Freunde erworben und waren wirklich irritiert, dass sie total abgestanden schmecken, weil einfach keine Kohlensäure enthalten ist (obwohl wir das aus Gewohnheit einfach erwartet haben). Mischt man das ganze mit Sodawasser, schmeckt es mir allerdings ziemlich gut.

Limonaden ohne Kohlensäure

Verwundert waren wir auch, als wir das erste mal durch die Reihen mit alkoholischen Getränken gingen – und es dort Vodka für 17 Pesos gab (also rund 1,50€), und das auch noch in Liter-Flaschen. Anna fragte erst einmal irritiert, ob das Peso-Angaben sind. Und ja, das war es wirklich, und das war es nun auch mit dem Nachtrag.

Heute startet also der erste Arbeitstag, und ich bin gespannt, was uns da so erwartet. Wir müssen erst zur Mittagszeit dort sein, da Jorge immer von Mittags bis Abends arbeitet. Morgen dann mehr zum „ersten Arbeitseindruck“ 😉

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